30.06.2022

Kann man allein mit Elektroautos eine nachhaltige Mobilität der Zukunft aufbauen?

Sowohl E-Mobilität als auch Carsharing werden oft unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes diskutiert. Nicht selten hört man, dass Carsharing den Verkehr in unseren Städten nicht nachhaltiger gestaltet. Nicht nur in Bezug auf die Umweltauswirkungen, sondern auch in Bezug auf das Konzept der Mobilität selbst. Schauen wir uns das Ganze mal genauer an.

Zunächst möchte ich ein paar Zahlen nennen, warum Carsharing - mit oder ohne Elektroantrieb - zu einem gesunden Mobilitätsmix für mehr Nachhaltigkeit gehört. Private PKWs stehen rund 23 Stunden pro Tag auf dem Parkplatz. Das ist eine enorme Verschwendung von Ressourcen und Platz und macht private Fahrzeuge ineffizient. Im Gegensatz dazu wird ein SHARE NOW-Auto sechsmal häufiger gefahren, wodurch wertvoller Parkraum frei wird. Außerdem ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug bis zu 20 Privatfahrzeuge. Das führt zu weniger Umweltverschmutzung, weniger Staus und stellt wertvollen Platz zur Verfügung. In Berlin zum Beispiel werden dadurch mehr als 12.000 Quadratmeter Parkfläche frei. Dieses Konzept gilt für alle europäischen Städte.

Betrachtet man die Mobilität als Ganzes, leistet Carsharing also einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Die deutsche Regierung plant zum Beispiel, die CO₂-Emissionen des Verkehrs bis 2030 um rund 40% zu senken. Der Weg dorthin ist noch weit und kann nicht allein durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs erreicht werden. Deshalb spielt Carsharing eine Schlüsselrolle für die Mobilität der Zukunft.

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Der Fahrzeugfaktor

Ein weiterer Faktor, der in der Umwelt-Debatte oft übersehen wird, ist das Fahrzeug selbst. Das Durchschnittsalter der in der Europäischen Union zugelassenen Privatautos liegt bei 11,5 Jahren (Statista 2019). Im Gegensatz dazu werden Carsharing-Flotten regelmäßig modernisiert. Das bedeutet, dass weniger umweltfreundliche Autos durch neue, schadstoffarme Autos ersetzt werden. So weisen Carsharing-Flotten schon jetzt deutlich geringere CO₂-Emissionen auf als die durchschnittlich in Europa zugelassenen PKWs - auch wenn sie nicht voll elektrisch sind. Aktuell sind 25% der gesamten SHARE NOW-Flotte elektrisch. Die Frage ist: Warum nicht gleich 100%?

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E-Autos und Carsharing

Elektroautos bringen viele Vorteile mit sich. Sie können unabhängig von fossilen Brennstoffen betrieben werden und ihr ökologischer Fußabdruck ist viel geringer als der von herkömmlichen Autos. Das gilt allerdings nur, wenn sie mit "grünem Strom", also aus erneuerbaren Energiequellen, geladen werden. Nun ist das an den meisten öffentlichen Ladestationen nicht der Fall. Immerhin tragen E-Autos dazu bei, Lärm in den Städten zu reduzieren. Aber die Elektromobilität birgt auch einige Herausforderungen: Die Ladeinfrastruktur stellt vor allem für E-Carsharing oft noch eine große Herausforderung dar.

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Öffentliche Ladeinfrastruktur

Der Investitionsbedarf in Ladestationen ist hoch und weder private Carsharing-Unternehmen noch Städte oder Gemeinden haben die Mittel, dies allein zu stemmen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass E-Autos immer noch teurer sind als herkömmliche Verbrenner. Zudem ist die bestehende öffentliche Ladeinfrastruktur einfach nicht ausreichend. Carsharing steht für Flexibilität. Deshalb nutzen wir das Free-Floating-System, bei dem Nutzer:innen ein Auto überall im Geschäftsgebiet mieten und parken können. Elektroautos machen das Ganze etwas komplizierter, da sie an einer festen Ladestation aufgeladen werden müssen.

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Die Batterie-Frage

Nicht zuletzt ist der ökologische Faktor der Produktion von Elektroautos immer noch umstritten. Für die Herstellung der Batterie werden immer noch viele wertvolle Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium benötigt. Diese werden unter teilweise fragwürdigen Bedingungen (ökologisch und sozial) abgebaut und auch das Recycling dieser Batterien muss noch optimiert werden. Was bedeutet das nun für Carsharing und E-Carsharing? Und generell für die Mobilität? Betrachtet man die aktuelle Situation, kann die E-Mobilität allein die Bedürfnisse unserer Nutzer:innen nicht vollständig erfüllen. Sind diese Bedingungen gegeben, sind Elektroautos jedoch die logische Erweiterung für nachhaltiges Carsharing.

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Investitionen erforderlich

Der europäische Green Deal und das Verbot neuer, mit fossilen Brennstoffen betriebener Autos in der EU bis 2035 werden den Übergang zur Elektromobilität beschleunigen. Ob die Infrastruktur im gleichen Tempo ausgebaut wird, muss sich erst noch zeigen. Um nur einige Fakten zu nennen: Bis 2030 müssen insgesamt bis zu 280 Milliarden Euro in die Installation öffentlicher und privater Ladestationen, die Modernisierung des Stromnetzes und die von Kapazitäten für erneuerbare Energieerzeugung investiert werden (ACEA 2022). D.h., dass von jetzt an bis 2030 bis zu 14.000 öffentliche Ladestationen pro Woche installiert werden müssen – bis dato sind es nur 2.000 pro Woche. Wie man sieht, liegt noch ein langer Weg vor uns.

Auch ich bin nicht völlig davon überzeugt, dass E-Autos die einzige Lösung für die Mobilität der Zukunft sind. 2018 war der Straßenverkehr für 26 % der gesamten CO₂-Emissionen in der EU verantwortlich (Destatis). Davon entfielen 62 % auf PKWs und Motorräder. Angesichts dieser Zahlen ist die Umstellung des Individualverkehrs nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance. Ich glaube jedoch nicht, dass die E-Mobilität allein alle Umweltprobleme lösen kann und auch nicht das Platzproblem in unseren Städten. E-Autos und elektrisches Carsharing mögen ein guter erster Schritt sein, aber wir brauchen eine echte Mobilitätswende - nicht nur von fossilen Brennstoffen zu Elektroautos, sondern auch vom Besitzen zum Teilen. Nur wenn wir unsere Gewohnheiten und unsere Mentalität ändern, können wir die Mobilität für künftige Generationen nachhaltig gestalten.

Meine Vision ist eine intermodale Mobilität, die von allen überall genutzt werden kann. Eine echte geteilte Mobilität, bei der das Reisen von A nach B einfach, umweltfreundlich und erschwinglich ist. Carsharing spielt dabei eine zentrale Rolle. Dazu gehört aber auch ein Mix aus herkömmlichen Autos, Elektroautos, E-Bikes und öffentlichen Verkehrsmitteln. Als Global Tech Player glaube ich, dass wir die Mobilität weltweit digitalisieren und verändern werden. Die Mobilität der Zukunft wird nicht nur durch eines dieser Konzepte geschaffen, sondern durch alle: auf intelligente Weise verbunden, wobei jedes seine Vorteile ausspielen kann.

Olivier Reppert, CEO SHARE NOW

Olivier Reppert

SHARE NOW CEO

"Das Ziel von SHARE NOW ist es, die Lebensqualität in unseren Städten zu verbessern. Wir bieten nachhaltige, flexible, sichere und individuelle Mobilität – für alle."